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Der Notfallversorgung auf dem Land droht der Infarkt

Die Schließung der Paracelsus-Klinik in Bad Ems war das aktuelle Thema der „CDU im Dialog“-Veranstaltung, die vor wenigen Tagen in Bad Ems stattfand. Ein starkes Thema, das viele Gäste interessierte, wie der Vorsitzende des CDU-Kreistagsfraktion des Rhein-Lahn-Kreises Jens Güllering und seine Stellvertreter Günter Groß und Udo Rau erfreut feststellten. Günter Groß begrüßte unter den Besuchern auch den Stadtbürgermeister von Bad Ems Oliver Krügel, der aus Sicht der Stadt erläuterte, warum die Paracelsus-Klinik für Bad Ems so wichtig ist. Neben der Geschichte der Stadt als Gesundheitsstandort spreche der Welterbetitel sowie der Status von Bad Ems als Mittelzentrum klar für ein Akutkrankenhaus, das neben den knapp 10.000 Einwohnern der Stadt auch die Orte im Umkreis versorgt.

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Internist und Allgemeinmediziner Dr. Martin Schenkin macht sich seit Jahren für die Einrichtung eines stationären Hospizes im Rhein-Lahn-Kreis stark. Er sprach über die Auswirkungen, die die Schließung der Paracelsus-Klinik auf die Gesundheits- und Notfallversorgung des Rhein-Lahn-Kreises hat. Als Arzt, der zahlreiche Stationen durchlaufen und viele Krankenhäuser kennengelernt hat, stellte er fest, dass sich die Paracelsus-Klinik als hervorragendes Haus etabliert hat. Er berichtete anhand praktischer Beispiele auch, dass die Klinik unwirtschaftlich ist. Jedoch sei dies ein Problem vieler Krankenhäuser: So gibt es für einen Herzinfarkt eine Pauschale von 1000 bei einer Behandlungszeit von zwei Tagen. Nur wenn diese Zeit unterschritten würde, könne man von wirtschaftlicher Tragfähigkeit sprechen.

„Allerdings“ so Dr. Martin Schenking „ist derjenige schief gewickelt, der glaubt, dass uns die Großkrankenhäuser retten“. Er sprach auch über die Akutversorgung auf dem Land durch die Schließung und ihre weitreichenden Folgen für die Notfallversorgung im Kreis. Dabei sieht er vor allem die zeitnahe Versorgung von Infarktpatienten kritisch, da die Paracelsus-Klinik bisher rund um die Uhr Herzkatheter und Fachpersonal zur Verfügung gestellt hat. „Da es bei diesen Patienten auf jede Minute ankommt, stellt sich die Frage, wohin wir sie zeitnah bringen sollen!“ Laut Dr. Schenking haben andere Krankenhäuser bereits ein großes Einzugsgebiet, sodass er den Rettungsdienst im Rhein-Lahn-Kreis durch die Schließung „erheblich gefährdet“ sieht.

Trotz aller bekannter Bedenken ist die Schließung beschlossene Sache, sodass sich die Frage stellt, wie es für die Patienten und die rund 270 Beschäftigten weitergeht. Auch der größte Arbeitgeber des Kreises – die Stiftung Scheuern – wurde von den Schließungspläne überrascht und ist noch immer geschockt. Denn gerade für ihre Bewohner ist eine wohnortnahe Versorgung wichtig.

Gisela Bertram hat als erste Kreisbeigeordnete schon an vielen Gesprächsrunden teilgenommen. Sie betonte: „Wir sind als Kommune fremdbestimmt.“ Sie wies ebenfalls auf den Schaden einer fehlenden Akut-Klinik für die Region hin. Sie berichtete von aktuellen Gesprächen, um einen Träger für das Krankenhaus zu finden - die elementare Voraussetzung für den Weiterbetrieb. Hinzu kommen Verhandlungen mit dem Eigentümer des Gebäudes (Porterhouse Group), der das Gebäude veräußern will, wie Stadtbürgermeister Krügel ergänzte.

Die neueste Idee einiger Bad Emser Mediziner, eine gemeinnützige GmbH zu gründen für ein „bürgernahes Krankenhaus“ wurde ebenfalls erörtert.

Als Vorsitzender des Betriebsrats sprach Mario Kauth über die Gefühlslage der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die mittlerweile die Hoffnung verloren haben.

Oliver Krügel konstatierte nach mittlerweile vielen Gesprächen als Bürgermeister, dass der Beschluss zur Schließung unumstößlich sei. Man habe nur drei Monate Aufschub erreicht, was kein wirklicher Erfolg sei.

Nach einer regen Diskussion und zahlreichen Fragen appellierte Günter Groß an alle Anwesenden, sich mit Leserbriefen und Eingaben beim zuständigen Ministerium in Mainz für den Erhalt der Paracelsus-Klinik einzusetzen. „Solange das System des Gesundheitswesens nicht grundlegend geändert wird, wird sich an dem Zustand auch nichts ändern und wirtschaftliche Erwägungen zu weiteren Schließungen führen.“

Eine lebendige Gesellschaft lebt vom regen Austausch miteinander. Aus diesem Grund führt die CDU-Kreistagsfraktion seit einigen Jahren die Veranstaltungsreihe  „CDU im Dialog“ durch, um regelmäßig mit Bürgern und Vertretern verschiedener Institutionen ins Gespräch zu kommen. Die nächste Veranstaltung findet in der Verbandsgemeinde Aar-Einrich am 17. April statt. Einladungen und weitere Informationen gibt es zeitnah über die Presse, die Homepage der CDU sowie ihre Social-Media-Kanäle.